Männermedizin

Dr. med. Udo R. Bermes ist einer der ersten zertifizierten Männerärzte (cmi) in Deutschland. Dr. Bermes: "Männer sind bislang in der Medizin vernachlässigt worden." Ein neuer Ansatz, um die Gesundheit des Mannes hierzulande zu verbessern, wird jetzt mit der Eröffnung eines Männerzentrums in Wiesbaden und der Gründung einer Fachgesellschaft für Männergesundheit und zur Förderung des Männerarztes eingeleitet. Ein wichtiges Anliegen dabei: die im Vergleich zu Frauen schlechtere Lebenserwartung von Männern hierzulande zu verbessern.

Ein wichtiges Anliegen dabei: die im Vergleich zu Frauen schlechtere Lebenserwartung von Männern hierzulande zu verbessern. Nach den neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes liegt die Lebenserwartung für ein männliches Neugeborenes in Deutschland bei ca. 74 Jahren, für ein neugeborenes Mädchen bei ca. 80,3 Jahren - ein Unterschied von im Schnitt 6,3 Jahren. Warum ist das so? Warum sterben Männer so viel früher als Frauen? Unter anderen werden genetische und hormonelle Faktoren, Mechanismen der Streßverarbeitung, psychische Einflüsse und Ernährungsverhalten als Ursachen diskutiert.

Um etwas an der ungünstigen Situation für die Männer zu ändern, müßten sie vermutlich Gesundheitsbewußtsein, Risikoverhalten, Lebensstil und Ernährung ändern. Um das zu erreichen, müssten Männer dann noch motiviert, mit medizinischem Sachverstand informiert und mit System angeleitet werden. Ist das einem Männerarzt möglich?

Eine solche Anleitung könnte zum Beispiel bei der Ernährung ansetzen. Männer und Frauen unterscheiden sich schon im frühen Lebensalter in ihren Eßgewohnheiten. Jungen bevorzugen Salz, Fett und Zucker in ihrer Ernährung, Mädchen nehmen häufiger Obst und Gemüse zu sich. Männer in Industriegesellschaften wie den USA, die zwischen 30 und 50 Jahren alt sind, ernähren sich eher von Fleisch, Brot und Alkohol, wohingegen Frauen dort Obst, Joghurt und Kaffee bevorzugen, wie "Epidemiology" (3, 1992, 194) berichtet hat. Ein größeres Bewußtsein der Männer für die aufgenommene Nahrung wäre hier nötig. Ein Männerarzt könnte dazu beitragen.

Gemäß Statistischem Jahrbuch sind Männer unter 50 Jahren häufiger adipös als Frauen dieser Altersgruppe. 18,6 Prozent der Männer im Alter zwischen 30 und 40 Jahren hatten 1995 einen Body-Mass-Index (BMI) über der Adipositas-Grenze von 30, bei den gleichaltrigen Frauen betrug die Adipositas-Häufigkeit 10,8 Prozent. Ähnlich ungünstige Daten für jüngere Männer lassen sich für den hohen Blutdruck und für Fettstoffwechselstörungen anführen.

Rechtzeitige Diagnose beim Arzt könnte in diesem Fall die Lage der Männer bessern. Es gibt demnach bereits Ansätze dafür, wie die ungünstige Lebenserwartung von Männern verbessert werden könnte.

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